Vor dem Overather Kulturbahnhof staunten Passanten über die gepanzerten Staatskarossen aus Berlin während innen eilig mehr Stühle für die rund 120 Gäste in den Saal getragen wurden: Außenminister Guido Westerwelle war auf Einladung des FDP Landes- und Kreisvorsitzenden Christian Lindner zu Gast beim Kreisparteitag der FDP Rhein-Berg.  Auch Overaths Bürgermeister Andreas Heider begrüßte den Minister und bat ihn, sich in das Buch der Stadt einzutragen.

Westerwelle stimmte in seiner Rede die Liberalen auf den kommenden Wahlkampf ein: „Dieser Wahlkampf ist mehr als eine politische Auseinandersetzung. Es ist bedeutsam, in welche Richtung wir gehen, die Bundestagswahl ist auch ein politischer Kompass in einer sich immer schneller verändernden Welt“. Zugleich beklagte er die zunehmende Politikverdrossenheit und Wahlverweigerer. Auf seinen Reisen als Außenminister habe er viele Länder besucht, wo die Menschen von Wahlrecht und freien Wahlen nur träumen könnten.

Der gebürtige Bonner zeigte sich als überzeugter Europäer und warb für mehr Miteinander in der EU. Dabei kritisierte er die Aussagen des SPD Kanzlerkandidaten Steinbrück zur Wahl in Italien. Gerade eine so starke Gemeinschaft wie Deutschland müsse sensibel mit seinen Nachbarn umgehen, nicht arrogant, forderte Westerwelle.
Für die Liberalen sei der Mittelstand das Fundament der Wirtschaft, eben so wie die Mittelschicht das Rückgrat der Gesellschaft sei. Die FDP mit ihrer „Politik der Mitte “ werde daher dem Hang zur Verstaatlichung und Vergesellschaftung entgegenstehen. Rot-Grün betreibe eine „Harakiri-Politik“; Steuern und Abgaben würden solange erhöht, bis auch der letzte Mittelständler die Lust verloren habe. So werde mit Belastungen die Lust auf Leistung genommen. Die SPD verstehe unter „Gerechtigkeit“ nicht Leistungsgerechtigkeit sondern Umverteilung, kritisierte Westerwelle.

Christian Lindner sieht es als klassische Aufgabe der FDP an, Korrektiv für die Mitte der Gesellschaft zu sein. Er warf der Landesregierung vor, dass Theorie und Rhetorik oft nicht mir der Praxis übereinstimmten. Er forderte Schulministerin Löhrmann auf, bei der Umsetzung der Inklusion an den Schulen die Kommunen stärker zu unterstützen. Bisher sei Inklusion für die Ministerin „nicht konnexitätsrelevant“, bemängelte der Chef der Landtagsfraktion.

Anschließend nutzte Bundestagskandidat Peter Ludemann die Gelegenheit, sich den Liberalen im Kreis vorzustellen und lud dazu ein, seine neue Internetseite unter www.ludemann.eu zu besuchen.

Gewählt wurden vier Delegierte zum Bundesparteitag: Christian Lindner, Hermann Küsgen, Peter Ludemann und Julia Buschhorn. Neben der Beratung von Anträgen standen weiterhin Ehrungen von Parteimitgliedern an. In diesem Jahr feiert Ingrid Koshofer, stellvertretende Bürgermeisterin in Bergisch Gladbach, ihre 25-jährige Parteimitgliedschaft. Peter Boos aus Rösrath wurde für 40 Jahre und Hans Rolf Tissen aus Bergisch Gladbach für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt.