Gastgeber Christian Lindner war überwältigt: Fast 300 Gäste waren am 13. Januar ins Kreishaus gekommen, darunter auch Landtagsabgeordnete von FDP und CDU sowie Bergisch Gladbachs Bürgermeister Lutz Urbach.

In seiner Begrüßungsrede thematisierte Lindner die öffentlichen Finanzen und kritisierte den SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück, der vor dem Hintergrund der größten Schuldenkrise Europas sagt, man solle bei politischen Forderungen nicht ständig fragen, ob wir uns das auch leisten können. Im Gegenzug blühe den Bundesbürgern dann „ein bunter Strauß an Steuererhöhungen“. Der FDP-Landes- und Kreisvorsitzende äußerte seine Besorgnis darüber, dass das Vertrauen in den Staat immer mehr zunehme. Dass Politiker und Beamte aber nicht immer auch gute Manager sind, könne man am Beispiel des Berliner Flughafens erkennen. „Der Staat wird immer mehr gefordert aber von uns verlangen wir immer weniger. Auch wir wollen einen starken Staat – einen Staat, der die Bürger nicht im Stich aber im Alltag in Ruhe lässt“, so Lindner.

Prominenter Gastredner war „einer der unabhängigsten und kantigsten Köpfe der FDP“ (Lindner): Wolfgang Kubicki, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein. Mit Blick auf die Rot-Grüne Landesregierung in NRW warnte auch er vor ausufernder Schuldenpolitik: „Es gibt keine guten Schulden! Wir müssen zurück zum Haushaltsausgleich. Sparen allein hilft auch nicht, wir brauchen wirtschaftliches Wachstum“, forderte der 60-jährige, der in diesem Jahr als Spitzenkandidat seines Landesverbands zur Bundestagswahl antritt.

Heftige Kritik bekamen die Grünen für ihre „Umerziehungspolitik“. Als bekennender Nichtraucher lehnt Kubicki das absolute Rauchverbot ab. Es sei nicht Aufgabe des Staates, die Lebensgestaltung der Menschen zu regeln. Er forderte einen fairen, gesunden Wettbewerb als Voraussetzung für Wachstum – das gelte sowohl für die Wirtschaft als auch für Bildung. „Warum sollen Menschen sich anstrengen, wenn es sich nicht lohnt?“ Die von Rot-Grün bevorzugte „Schule für alle“ nennt der erfahrene Politiker und Jurist „würdelos“. Sie ignoriere die Individualität von Persönlichkeiten mit ihren unterschiedlichen Stärken. Man solle es Eltern und Lehrern überlassen, Kinder zu fördern und zu fordern und nicht den Ministerien.

Dr. Peter Ludemann, FDP-Bundestagskandidat für den Rheinisch-Bergischen Kreis, nutzte die Gelegenheit, sich vorzustellen. Die Chancengerechtigkeit, für die liberale Politik stehe, habe solidarischen Charakter. Generationengerechtigkeit gegenüber der jungen Generation erfordere die zu Lasten dieser Generation gehende Verschuldung der öffentlichen Haushalte zu reduzieren. Hierfür stehe die FDP. Statt einer Frauenquote forderte er bessere Bedingungen für Frauen, vor allem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Angesichts der bereits bestehenden Partnerschaften mit Kommunen in Israel und Palästina schlug er der Kommunalpolitik vor, weitere Städtepartnerschaften mit Kommunen in arabischen oder nordafrikanischen Regionen zu suchen, um die dortige Demokratie zu stützen.

Die Gäste, die nach ebenso unterhaltsamen wie informativen Reden bestens gelaunt waren, konnten sich anschließend mit Getränken und Häppchen stärken, die von den Jungliberalen gereicht wurden. Für Reimer Fischer eine rundum erfolgreiche Veranstaltung: „Die gute Stimmung und das große Interesse macht Mut für unsere liberale Politik vor Ort“, resümierte der Bergisch Gladbacher Fraktionschef.