Der Bürgermeisterkandidat der FDP, Jörg Krell, lehnt alle drei Varianten, die derzeit auf dem Tisch liegen, zur Ausrichtung der zukünftigen Energieversorgung der Stadt Bergisch Gladbach ab: Beteiligung an der BELKAW, Gründung Stadtwerke mit STAWAG oder mit Schwäbisch Hall.

Nach sorgfältiger Prüfung kommt Krell zu dem Schluss, dass alle drei Optionen nicht den gewünschten wirtschaftlichen Beitrag liefern und die Chancen und Risiken nicht in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Unter den drei Varianten ist die Beteiligung an der BELKAW bei weitem die attraktivste. Die Gründung eigener Stadtwerke – mit STAWAG oder Schwäbisch Hall – ist wirtschaftlich überhaupt nicht darstellbar. Die Risiken wären unverantwortbar.


Doch auch für die Beteiligung an der BELKAW kommt Krell zu einer anderen Bewertung als die von der Stadt eingesetzten Gutachter. Hier sind die wesentlichen Gründe:

  1. der Ertrag der BELKAW wird in kurzer Zeit auf das Niveau der vereinbarten Mindestverzinsung zurückgehen. Nach Abzug der Finanzierungskosten ist der Nettoertrag dann verschwindend gering.. Der Rückgang ist geschuldet:

    1. der hohen Volatilität der Energiemärkte (Erzeugung, Verteilung , Netze). Bei weiter  steigenden EEG Umlagen wird der Wettbewerbsdruck auf die Strompreise zunehmen; bei den Wasserpreisen wird es Eingriffe der Bundesnetzagentur geben.

    2. die Rheinenergie hat ein elementares Interesse daran, dass Gewinne „überproportional“ bei ihr und nicht bei der BELKAW anfallen. Die Stadt Köln und RWE werden hinter den Kulissen ihren Einfluss ausüben, wie die umfangreichen und komplexen Dienstleistungsverträge gelebt werden.  Da kann auch der Aufsichtsrat wenig machen.

  2. Die Risiken dieser Beteiligung stehen nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Chancen:

    1. die Finanzierung mag zwar für 10, möglicherweise auch für 20 (?) Jahre, so zu gestalten sein, dass die Finanzierungskosten knapp unter den Erträgen liegen, aber schon nach 10 Jahren ist die Stadt bei steigenden Zinsen nicht kalkulierbaren Risiken ausgesetzt.

    2. der steuerliche Querverbund mit der Bädergesellschaft ist sehr fragwürdig. Falls nicht realisierbar, reduzieren sich die Nettoerträge weiter, was bei dem geringen Niveau nicht vernachlässigbar ist.

    3. das Risiko regulatorischer Auflagen für die Netze ist im derzeitigen politischen Umfeld groß. Die dabei anfallenden Investitionen müssen dann von der BELKAW finanziert werden.

    4. bei einem Rückgang der Erträge stehen Neubewertungen für die Bilanz der Stadt an, mit kaum überschaubaren Auswirkungen.

  3. Eine weitere Verschuldung in der Grössenordnung von 80 mio € für eine BELKAW Beteiligung wird den Spielraum für weitere kreditfinanzierte Projekte der Stadt (z. B. neues Verwaltungsgebäude) für Jahre erheblich einengen; so eine Aussage der Verwaltung.

  4. Eine BELKAW Beteiligung erzeugt zusätzliche Kosten: die große Anzahl an vergüteten Aufsichtsratsposten, einem weiteren Geschäftsführerposten. Der paritätische Aufsichtsrat wird häufig im Patt enden, was dann zu teuren Gutachten und Rechtsstreitigkeiten führen kann.