Auf Einladung des liberalen Bundestagskandidaten, Dr. Peter Ludemann, kam der Finanzpolitische Sprecher der FDP Bundestagsfraktion, Dr. Volker Wissing, nach Bergisch Gladbach. „Die schwarz-gelbe Koalition hat 2009, in der schwersten Finanzkrise seit dem 1. Weltkrieg, die Verantwortung übernommen – und nun geht es aufwärts weil wir den Peripherieländern helfen, ihre Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit wieder zu gewinnen“, resümierte der 43-jährige Pfälzer. Hingegen hätte eine Vergemeinschaftung der Schulden innerhalb der EU, wie sie von Rot-Grün gewollt werde, das Gegenteil zur Folge. „Deutschland soll nicht schwächer werden, sondern die anderen Länder stärker. Wir wollen ein starkes Europa, das auf dem Weltmarkt mithalten kann“, betonte Wissing. Banken und Finanzmärkte seien reguliert und das Finanzsystem stabilisiert worden. Am 22. September gehe es nun um die Frage: „Bleibt Deutschland so stark wie es ist, oder geht es abwärts wie in Frankreich?“

Steuererhöhungen und der Verlängerung des Solidaritätszuschlags erteilte er eine Absage. Die Höhe der Steuerbelastungen entscheide auch über die Freiheit der Investitionen. „Der Soli wurde eingeführt, um damit die Kosten der deutschen Einheit zu finanzieren. Nun erinnert sich offenbar nur noch die FDP an dieses Versprechen. Bei der Abschaffung des Soli geht es nicht nur um Steuern, es geht auch um politische Ehrlichkeit.“ Ebenso kritisierte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion die von der SPD initiierte und von der EU-Kommission geplante Finanztransaktionssteuer. Die Bedingung, dass diese Steuer weder Kleinsparer noch Mittelständler belasten dürfe, werde einfach nicht erfüllt. Es sei zu erwarten, dass die Steuer an die Kunden weitergegeben werde und so auch die Erträge aus der Altersvorsorge belaste. Es könne nicht sein, so Wissing, dass die Altervorsorge (Riester) erst staatlich gefördert und später per Steuerbelastung wieder abgenommen würde.

Rede und Antwort stand Wissing auch zu den Fragen nach der Zukunft des Euros. Er verglich Europa mit einem Gebäude, an dem 17 Bauleiter arbeiten. Natürlich wäre eine Mängelbeseitigung mit einem Bauleiter einfacher, aber diese 17 sind demokratisch gewählt und müssen sich zunächst darauf einigen, wie die gröbsten Risse zu beseitigen sind. Dennoch wachse die Stabilität des europäischen Hauses Schritt für Schritt und erste Erfolge könne man bei der Entwicklung in Portugal beobachten. Die Idee, aus der Währungsunion auszusteigen nannte Wissing schlicht „absurd“. Dem stimmte Peter Ludemann uneingeschränkt zu: „Es wäre Wahnsinn aus dem Euro auszusteigen, weil eine neue deutsche Währung dann schlagartig massiv gegen den Euro aufgewertet würde.“ Forderungen und Anlagen in Euro würden sofort an Wert verlieren, die Folgen auf dem Weltmarkt seien nicht abzusehen. Ein Run auf die Banken und soziale Unruhen wären nur ein kleiner Teil der Probleme, die sich dann auftun würden.

Mit seiner sympathischen Art und der Fähigkeit, ein ernstes Thema mit Humor sowie komplexe Themen in bildhafter Sprache zu erklären, konnte Volker Wissing das Publikum für sich gewinnen und positiv überraschen. Am Ende waren sich die Bergisch Gladbacher einig, ihn bei nächster Gelegenheit gerne wieder als Referenten einzuladen.